Hans Böhm wurde 1899 im westfälischen Hamm als Sohn des Bürodirektors Ernst Böhm und seiner Ehefrau Helene geboren. Nach dem Umzug der Familie nach Berlin wuchs der junge Hans in Pankow auf, seine Schulzeit auf dem Realgymnasium führte in die Zeit des Ersten Weltkrieges hinein. Einen Monat nach seinem 18. Geburtstag, er besuchte gerade die Abschlussklasse, wurde er zum Wehrdienst einberufen und konnte daher ein Notabitur ablegen.
Soldat im Ersten Weltkrieg
Seine militärische Grundausbildung erhielt der junge Rekrut in Potsdam, anschließend wurde er als Offiziers-Anwärter nach Belgien entsandt. Im Oktober 1918 wurde er im Kampf so schwer verwundet, dass sein rechtes Bein amputiert werden musste. Trotz der körperlichen Einschränkung, mit der er von nun an leben musste, und dem Ende des Kaiserreiches sah er – stolz auf zahlreiche Kriegsauszeichnungen - seinen Einsatz als Dienst für das Vaterland an. In der Nachkriegszeit, so berichtet er von sich selber, trat er „stets rückhaltlos für nationale Ziele ein“.
Student der Theologie
Aus dem Krieg nach Berlin zurückgekehrt, nahm Böhm 1919 das Studium der Theologie auf; das erste theologische Examen legte er im Dezember 1922 ab. Als Student trat er den Studentenverbindungen Germania Berlin und der Sängerschaft Zollern in Tübingen bei; sein Name findet sich auch in der Schriftleitung der Burschenschaftszeitung „Deutsche Sängerschaft“. Trotz seiner schweren Kriegsverwundung meldete er sich freiwillig mit seiner gesamten Korporation zu den damals aufgestellten Studentenbatallionen, die in der wirren Nachkriegszeit gegen Arbeiter, Sozialisten und Kommunisten kämpften. Als Waffenstudent trat er wiederholt bei feierlichen Anlässen in öffentlichen Reden für nationale Ziele ein.
Die ersten Pfarrstellen
Sein Lehrvikariat trat er im Januar 1923 in Pankow bei Superintendent Beier an und erhielt bei ihm Einblicke in die kirchliche Arbeit auch jenseits der einzelnen Kirchengemeinde. Dem zweiten Staatsexamen 1924 folgte eine weiterführende Studienzeit in Tübingen, die er mit dem Titel Dr.phil. abschloss. Die Kirchenleitung in Berlin zeigte sich jedoch unbeeindruckt von den Talenten des jungen promovierten Pfarramtskandidaten und schickte ihn als Hilfsprediger „aufs Land“ nach Mosau, jenseits der Oder, einem Ort von gerade einmal 432 Einwohnern. Seine Ordination erfolgte im März 1926 in der Nikolaikirche in Berlin. Im September 1927 heiratete er die Stuttgarterin Wilhelmine Reinhardt; in der Ehe wurden bis 1946 fünf Kinder geboren. Im gleichen Jahr trat Hans Böhm seine erste ordentliche Pfarrstelle in Langheinersdorf, ebenfalls in der Neumark, an, die er drei Jahre verwaltete.
Doch dann erinnerte man sich in Berlin an den jungen, promovierten Theologen. Auf Vorschlag des Präsidenten Kapler wurde Pfarrer Dr. Böhm auf eine frei gewordene theologische „Hilfsarbeiterstelle“ in der obersten Verwaltungsbehörde der evangelischen Kirchen der altpreußischen Union nach Berlin berufen. Die junge Pfarrfamilie zog in Böhms Heimat nach Pankow zurück. Böhm arbeitete sich in die überregionale Struktur der unierten Kirchen vom Rheinland bis nach Ostpreußen ein, bearbeitete Grundsatzfragen und Themen der Jugendarbeit.
Das deutsche Schicksalsjahr 1933
Die Machtergreifung der Nationalsozialisten und ihr Zugriff auf die evangelische Kirche veränderte auch das Leben des Pfarrers Dr. Böhm. Nach seiner Weigerung unter dem von den Nationalsozialisten eingesetzten Kommissar Jäger Dienst zu tun wurde er im Mai 1933 mit einer Reihe anderer Mitarbeiter von seinem Dienst in der Kirchenbehörde beurlaubt. Gemeinsam mit ihnen trat er zum selben Zeitpunkt in die NDSAP ein, was ihm jedoch bei Bewerbungen in verschiedenen Gemeinden wegen Einsprüchen der NS-treuen „Deutschen Christen“ nicht half. Erst im Oktober 1934 gelang es Propst Eckert in Absprache mit der Reichskirchenregierung Pfarrer Dr. Böhm in eine Pfarrstelle zu vermitteln: Im Kirchenkreis Kölln Land I wurde Böhm als Nachfolger des verstorbenen Pfarrers Förster als Kreissiedlungspfarrer berufen. In dieser Funktion betreute er fortan die Siedlungen um das Haus Schönow in Zehlendorf, die Siedlung Neu-Teltow (um das Stift Bethesda) und die vakante Gemeinde Ruhlsdorf…
Fortsetzung folgt!
Thomas Karzek